Orkneys und Shetlands erreicht - In Norwegen wird es endlich warm - Ab Mittsommernacht nach Norden
Die DAISY und ihr Skipper sind topfit. Das Segelprogramm "Fliegender Holländer" läuft. DAISY wurde dafür bestens ausstafiert: Neue Segel, neues Großfall, neue Heizung, Außenlautsprecher im Mittelcockpit, Lichter in der Brücke, neue Schoten, sorgsam gepflegtes Holz innen und außen, eine neue Kühlbox in der Pantry, Bettwäsche und je eine Steppdecke und eine Kuscheldecke für jede Koje. Ein Schiff zum Wohlfühlen in jeder Situation.
Ein neuer Muldenkühlschrank mit 110 l-Fassungsvermögen erleichtert das Leben auf der DAISY und die neue Rückenlehne macht die Tischrunde perfekt.
Durch den Nord-Ostsee-Kanal und nach einem Stopp in Cuxhaven, wo Hartwig und Bärbel aus München zustiegen, landete DAISY in Helgoland. Flottes Segeln bei ruhiger See stimmte die sechsköpfige Crew auf einen erholsamen Törn ein. Hans aus Kassel und Hannes aus Peißenberg waren schon in Travemünde an Bord gekommen. In Eckernförde stieß Günther zu uns. Er wollte nur eine Woche Nordsee schnuppern und ihn rechtzeitig für seinen Flug ab London an Land zu bringen, sollte in ein kleines Abenteuer münden. Zuvor meisterten wir in schönstem Teamwork die Einsteuerung nach Terschelling in den Niederlanden. Im dicht besetzten Hafen ließ uns eine massive Motoryacht mit passendem Namen „Goliath“ für die Nacht längsseits ins Päckchen gehen. Der Skipper der DAISY besuchte tags drauf in Harlingen, dem Heimathafen der DAISY, den Notar, der die Umschreibung und Registrierung des Schiffes betrieb. Noch am Nachmittag verließen wir mit dem letzten ablaufenden Wasser das verflixte Wattenmeer. Kurs England war angesagt und Ipswich unser Ziel.
Die Fahrt durch die Nacht quer über den Englischen Kanal verlief ohne größere Aufregung. „Setzt mich irgendwo in England ab“, das war Günthers gewesen Wunsch und der wurde in schwarzer Nacht ganz nach englischer Krimi-Manier in Ipswich erfüllt. Die Schleuse war zu und der Warteponton hatte keinen Landzugang. Dinghi aufblasen? Ein festgemachtes offenes Motorboot überbrückte als Leinenfähre die fünf Meter zum glitschigen Ufer. Günther war samt Gepäck an Land. Die Schleusung tags drauf brachte uns einen sehr angenehmen Liegeplatz. Es empfiehlt sich natürlich, sich mit einem 18-m-Schiff immer per Funk anzumelden. Die Hafenmeister finden meist einen geeigneten Platz.
Ein Tag in der umtriebigen hübschen Stadt am River Orwell lag hinter uns als wir nach kurzer Flußfahrt in Harwich festmachten und wieder von einem humorvollen Hafenmeister herzlich empfangen wurden. Von dort nahmen wir früh morgens Kurs auf die Themsemündung. Segeln im Gezeitenrevier zwischen Sandbänken gegen lebhaften Westwind forderte volle Konzentration. DAISY pflügte unverdrossen durch die 1-2 m-Seen von Wende zu Wende. Noch vor der Abenddämmerung warfen wir in der ersten Themsebiegung in ruhigem Wasser den Anker. Hans hatte Gemüse gekocht und servierte ein perfektes Dinner. Nach London zu kommen beanspruchte fast den gesamten folgenden Tag. Nach Anmeldung per Funk wurden wir gegen 18 Uhr in die reizvollste Stadtmarina geschleust, die ich je gesehen habe: St. Katarine-Haven ca. 200 m vom Tower entfernt. Die erste Etappe im Segelprogramm „Fliegender Holländer“ war geschafft. Die Crew genoß die zwei Tage in der Metropole. Der Skipper ging Seekarten kaufen und Wäsche waschen. Life on board of the DAISY. Langsam wird es Zeit die Bordwandaufschrift der DAISY zu ändern. Die erforderlichen Klebebuchstaben sollte es laut Internet und der Auskunft des Hafenpersonals on Southampton geben. „A reason to sail to Southampton“. Der Gentlemen lachte herzlich. Er sprach etwas Deutsch, war in Berlin und Mönchen-Gladbach aufgewachsen. Papa war dort Soldat gewesen. Samstags war ich allein an Bord, die Crew abgereist, glücklich über das Erlebte wie sie mir versicherte und über die gute Stimmung an Bord. Ja, die hatten wir.
Die DAISY vor der Towerbridge: Wir warteten auf die Schleuung in eine der best gelegensten Marinas Europas: St. Katarine im Herzen Londons.
Da liegt sie mit ihren eleganten Linien nur ein paar Hundert Meter vom Tower entfernt. Die Crew genoß die drei Tage in der Metropole.
2. Etappe: London - Dublin
Ich putzte das Schiff und als ich gelegentlich an Deck kam hörte ich meinen Namen rufen: Hermann. Ich suchte die Pier ab. Da stand Helmi aus München mit Seesack und Rucksack. Helmi hatte sich - begeistert vom Programm „Fliegender Holländer“ - gemeldet und wollte möglichst alle Etappen mitsegeln, sagte er. Da stand er nun. Er war jetzt 68 Jahre alt und sei vor drei Jahren einige Monate in der Karibik und über den halben Atlantik bis zu den Azoren gesegelt, hatte er erzählt. Er richtete sich an Bord ein. Dann gingen wir Einkaufen in einen nahen sehr modernen Supermarkt. Als wir mit zwei voll beladenen Einkaufswagen zurückkehrten stand Wolfgang aus Erlangen vor der schweren schwarz lackierten Eisenpforte der Marina. Den 51jährigen reizte das ganz andere Revier. Er segelt seit den siebziger Jahren vorwiegend im Mittelmeer und organisierte als Skipper Chartertörns. Mit ihm waren wir startklar für die nächste Etappe bis Dublin. Noch eine Nacht in London und am nächsten Morgen ging es los. Abends ankerten wir wieder am Themseknie bei munterem West und gegenläufigem Strom. Tags drauf ging es wieder durch die Themsemündung. Diesmal mit raumem Wind und mit dem Strom. 11 und 12 Knoten über Grund halfen uns die Strecke nach Dover bis zum Abend hinter uns zu bringen. Die Wetterkarte überzeugte uns, einen Hafentag einzulegen. Acht Beaufort West und Regen! Die Festung über Dover bildeten die historischen Walls of England. Es gab eine Menge zu lernen und unten im historischen Pub „White Horse“ die vielen Kanalschwimmer zu bedenken, die sich dort an den Wänden verewigt hatten. Weiter geht’s nach Southampton, durch den Kessel des westlichen Solent und schon liegen wir in Dartmouth, dem reizvollen Städtchen am River Dart. Tatsächlich kann man, bzw. ich die DAISY in eine ganz normale Box manövrieren. Erinnerungen kommen auf.
Hier in Dartmouth übernahm ich die DAISY vor drei Jahren zum ersten Mal als Skipper. Auf den Scillys glaubten wir uns etwas vertan zu haben: Mittelmeer-Vegetation! Herrliche Sonne und ein Ankerplatz zum Verlieben. Das Dinghi brachte uns der Blimenpracht näher. Inzwischen sind wir in Milford Haven, Wales und auf dem Sprung nach Irland. Jerome, der ehemaliuge Tankerkapitän lag mit seinem rostigen Fischkutter achteraus in der Schleuse. Kam von den Äußeren Hebrinden mit einer vollen Ladung Scallops im Schiffsbauch. Sie fingen in drei Monaten den Jahresbedarf an Kabeljau. Er lud uns später zum Bier ein. Ein lustiger Abend.
Arklow war unser Landfall in Irland. Kleines Städtchen mit sagenhafte Kneipendichte. Irisch eben. Unser Überraschunsgadt: Egon Friedrich aus Köln. Der ehemalige Studienrat läßt nun Brötchen und Brot backen und vertreibt sie in Naturkostläden Dublins. Natürlich hat er auch die DAISY versorgt. Richtiges Brot! Der weak point im so sympatischen angelsächsischen way of life. Die Überfahrt nach Irland durch die berüchtigte irische See, bzw den St. Georges-Channel gestaltete sich sehr kommod: NW 3, kaum Welle. Ach ja: Helmi hatte in Milford Haven die DAISY verlassen. Die Seekrankheit hatte ihm zu sehr zugesetzt. Der Arme fuhr mit dem Zug nach London, um in sein geliebtes München heimzufliegen.
Der Hafen Dun Loaghaire - Vorort von Dublin, empfing uns mit Regen und einer Regatta vor der Hafeneinfahrt und im Vorhafen. Als wir im Vorhafen die Fahrt drosselten, um dem Feld sportlich Vortritt zu lassen, donnerte eine Stimme aus dem Funkgerät: This is a Port go ahead! Okay. Die Holzjollen mußten also um uns herumkurven. Wr bekamen einen komfortablen Liegeplatz in der Riesen-Marina: fast ein Kilometer Schwimmstege bis zum Land! Dublin! Vier Tage blieb DAISY dort liegen zum Crewwechsel, Wäsche waschen und Ergänzen der Vorräte.
3. Etappe: Dublin - Bergen
Uschi, Matthias, Albrecht und der Skipper fanden sich zu einer Crew zusammen, die über Schottland nach Norwegen segeln wollten. Zwei kurze Schläge führten uns an der irischen Küste nach Norden. Der Ankeracht im Strangford Lough ging eine sehr konzentrierte Einsdteuerung vorus. Untiefen waren zu umschiffen und der richtige Platz mit Rücksicht auf die Gezeit zu finden. Morgens nach dem Frühstück ließen wir und mit dem gewaltigen Ebbstrom hinaustragen - und erlebten ein bläuliches Wunder: Die Overfalls an der Mündung! Brandungswellen, wo der Strom über die Barre hinweg auf stehendes Wasser trifft von zwei Metern! DAISY rauschte durch die Zone von einer Kabellänge und befand sich auf dem Weg nach Schottland bei blankem Himmel und leichtem NE.
Hinter den Rhins of Galloway sollte unser nächster Ankerplatz liegen: Loch Ryan. Das waren dann schon 83 sm und nach dem Ankerfallen auf sechs m Wasser gab es Lammbraten mit Bratkartoffeln und Gurkensalat. Ein idyllischer Platz: Grüne Berge rundherum. Der nächste Schlag sollte ein Steiegung bringen: Campbeltown. DAISY war schon mal da und der Mr.McCillester machte große Augen, als ihn der Skipper mit Namen begrüßte. DAISY mußte im Päckchenliegen mit einer ansehnlichen Holzketsch und der Charme der alten schottischen Stadt nahm die Crew gefangen. Hier gab es ein Skipperdinner im feinsten Hotel: Argyll Arms Hotel. Die Registrierung der DAISY auf den Namen ihres neuen Eigners in den Niederlanden war perfekt. Tags drauf gehts weiter, leider weitgehend hne Wind nach Norden. Zwischen Jura und Isla finden wir gegenüber von Port Askaig einen wunderbaren Ankerplatz. Der Caledonsicbhe Canal ist nicht mehr weit!
Dienstschluss im Caledonischen Canal: Ab 18 Uhr geht nichts mehr an Brücken und Schleusen. Ein Sommerabend-Dinner in den Bergen Schottlands schließt den Tag, jedenfalls den Arbeitstag.
29 Schleusen sind zu bewältigen. Als wir uns entschließen das Leinenpersonal in Gestalt von Uschi und Albrecht samt Leinen gleich an Land zu lassen in der Schleusentreppe, läuft die Schleusung völlig streßfrei. Nur muß man dran denken beim Abwärtsschleusen die Leute vor der letzten Kammer wieder an Bord zu nehmen!
In Inverness., dem östlichen Ende des Knals, wird die erste Übernachtung nicht berechnet. Man hat sie mit der Kanalgebühr von 295 GBP bereits beglichen. Da wir zwei Tage bleiben wollen, übernachten wir noch vor der letzten Schleuse nach der Caleway-Marina. Dort gibt es übrigens einen gut sortierten Schiffsausrüster. Dort an der Pier kostet die Nacht auch nichts für die DAISY nd auf Landstrom sind wir - dank unseres Fisher-Panda - nicht unbedingt immer angewiesen.